Eishockeyclubs Schweiz

Bern: Meistertitel? Ja! – Zufrieden? Nein!

Der SC Bern konnte als erstes Team seit 16 Jahren den Meistertitel verteidigen. Doch zufrieden sind die Berner nicht. Das Aus in der CHL schmerzt nach wie vor.

Saisonziel und die Erwartungen

Die Erwartungen der Fans und der sportlichen Leitung wurden erfüllt. Nicht mehr und nicht weniger. Die Verteidigung des Meistertitels gelang, fast, mühelos. In keiner der Serien wurde der SC Bern wirklich gefordert und wusste auf jede Situation eine Antwort. Beeindruckend war auch zu sehen, wie das Team auf den Ausgleich durch den EV Zug im Finale reagierte. Von da an liess der SC Bern nur noch zwei Gegentore zu und schoss im Gegenzug deren 11.

Arbeit des Sportchefs in der letzten Saison und die Aufgaben für den Sommer

Ich bin ehrlich und schreibe auch diesen Titel (noch) nicht Alex Chatlain zu. Dies soll aber nicht falsch verstanden werden. Chatlain konnte viel von der Arbeit von Sven Leuenberger profitieren und musste nur punktuell Änderungen vornehmen. So zum Beispiel als Chris Versteeg im Gesundheitscheck durchfiel und durch Ryan Lasch ersetzt wurde. Dazu kommt noch die wichtige Verpflichtung von Aaron Gagnon, welcher in den Play-Offs eine wichtige Rolle übernahm. Ein Punkt der mich irritiert ist die Juniorenförderung oder besser gesagt, deren Einbindung in die erste Mannschaft. Dario Meyer wurde nach Visp verbannt, Samuel Kreis bekam kaum Eiszeit und Marco Müller, obwohl er eine gute Saison spielt, geht in die Leventina. Es ist schade, dass hier keine wirkliche Integration stattfand. Nächste Saison sollte dies besser werden. Im diesem Sommer muss Alex Chatlain zwei neue Ausländern finden. Ich vermute, dass Marc Arcobello noch einmal einen Anlauf in der NHL nehmen wird. Wenn aber der Sportchef clever ist, gibt er ihm einen neuen Vertrag, welcher ihn an den Klub bindet, dass, sollte es in Nordamerika nicht klappen, der Stürmer wieder nach Bern kommen kann. Mit der Verpflichtung des 32-jährigen Finnen Mika Pyörälä wurde ein Ersatz für Martin Plüss gefunden.

U22 – Spieler im Fanionteam

Für mich die Überraschung der Saison war Marco Müller. Der Stürmer, welcher auch Center spielen kann, verblüffte mich mit seiner Kreativität und seiner Übersicht. Auch an der Bande und im Zweikampf war er überzeugend. Mich verblüffte dies sehr, wenn ich bedenke, dass Müller vor zwei Jahr noch beim EHC Visp im Einsatz war. Seine Entwicklung ist noch nicht am Ende und wird in den kommenden Jahren mit genügend Eiszeit und Spielpraxis ein wichtiger und dominierender Spieler werden.

Der Ausländer-Check

Zu Marc Arcobello kann man nur ein Wort sagen: Wow. Der Amerikaner kam, sah und siegte. Er setzte das um, was man erwartete. Sicher in der Arbeit nach hinten, kaltschnäuzig, ja, manchmal auch frech. Ein Zwei-Wege-Center wie er im Buche steht, ausgezeichnet am Bully und nie ein Fremdkörper im Team.

Maxim Noreau vermochte mich nicht ganz zu überzeugen. Er war ein Offensiv Verteidiger den man erwartet hatte, war aber nach vorne zu wenig präsent. Mir fehlte der überraschende eine Spielzug nach vorne, die schnelle Umsetzung in die Offensive. In der Verteidigung konnte er oft Überlaufen werden und wurde dadurch oft auf dem falschen Fuss erwischt. Die physische Präsenz genügte zwar, doch ich weiss, dass der Kanadier mehr kann.

Ryan Lasch konnte mich nicht immer überzeugen. Er war ein Mannschaftsspieler, der auch unter Druck agieren konnte. Oft setzte er das Wohl der Mannschaft über seine eigenen Ziele. Er war aber die richtige Ergänzung für die Position des flinken Flügels. Mir fehlte aber auch hier die physische Präsenz.

Andrew Ebbet ist wie Alan Haworth. Ein Kämpfer, Spielgestalter und genialer Vorbereiter. Mit seiner Präsenz um das Tor, seinem Spielwitz und seinem unbändigen Siegeswillen ist er ein wichtiger Teil der Mannschaft. Ohne ihn hätte Bern in den Play-Offs mehr Mühe gehabt. Gut dass der Kanadier noch beim SC Bern verbleibt.

Aaron Gagnon war der richtige Ergänzungsspieler zur richtigen Zeit. Ohne Murren nahm er die Rolle des Ersatzausländers an und machte alles für die Mannschaft. Obwohl er meistens in der dritten und vierten Linie im Einsatz stand vermochte der Kanadier mit seiner Präsenz und dem physischen Spiel zu überzeugen.

Der Spieler der Saison

Luca Hischier machte in dieser Saison den entscheidenden Schritt, den es braucht auf diesem Niveau. Mit dem spielerischen Element und dem guten Spielverständnis konnte der Walliser Zeichen setzen. Er verbesserte sich auch läuferisch und physisch klar. Wenn er im Sommer noch einmal an Gewicht und Muskelmasse zu legen kann, dann wird er ein Aufgebot für die A-Nationalmannschaft bekommen um an die WM zu fahren.

Die Verlierer der Saison

Martin Ness kam, sah und ging wieder. Ich bin von ihm enttäuscht. Die Herausforderung in einem Spitzenteam nahm er nicht an und "flüchtete" nach Krefeld. Ich frage mich, ob er einfach nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war oder ob er die Herausforderung Bern nicht wirklich annehmen wollte. Es war von Anfang an klar, dass der Center keinen einfachen Weg vor sich hat.

Die Entdeckung der Saison

Calle Anderson ist ein ausgezeichneter Verteidiger der sowohl nach hinten wie auch nach vorne Akzente setzt. Er verfügt über einen sehr guten ersten Pass und spielt mit viel physischer Präsenz. Der Sohn von Peter Anderson zeigte, was in ihm steckt. In den Play-Offs ging er etwas unter, war aber nie überfordert oder traf falsche Entscheidungen. Was ich mir noch wünschen würde, ist, dass er noch mehr vor dem Tor aufräumen würde.

Das Video der Saison

 

 

Die Fans feiern die Verteidigung des Titels auf dem Berner Bundeshausplatz