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SC Bern: Gestrauchelt und gefallen?

(Bildquelle: eishockeyticker)

In den Berner Lauben war es auch schon angenehmer einen Spaziergang zu unternehmen. Allenthalben wird nun über den SC Bern, des Berners liebstes Kind, gesprochen. Das meiste das zu hören ist, sind Kraftausdrücke oder ein ratloses "Ig weises ni". Die Leistungen des Berner Top Klubs lassen, gelinde...

In Bern kommt man sich aktuell vor, wie die beiden Esel, welche sich nicht einig sind, in welche Richtung man das Heu am besten holen kann. Der eine zieht in diese Richtung der andere in die entgegengesetzte. Beide straffen dabei das Tau so sehr, dass sie nicht zum Heu kommen. Erst als sie sich hinsetzen und zusammen überlegen, wie sie zum Heu kommen, fällt ihnen ein, dass dies zusammen besser geht. Und am Ende können beide von dem jeweiligen Heuhaufen essen.

Die richtigen Schlüsse aus der Krise ziehen

Was soll uns diese Geschichte lernen? In einem Team verliert und gewinnt man zusammen. Als Einzelkämpfer indes verliert man immer. Dies ist wohl auch beim SC Bern der Fall. Zu viele Einzelkämpfer und zu wenig Teamgeist sind vorhanden. Die Mannschaft zerfällt immer wie mehr in ihre Einzelteile. Eine einfache Lösung? Die gibt es nicht. Anders als bei den Eseln wurde bereits alles versucht die Mannschaft in die richtige Richtung zu leiten. Guy Boucher wurde freigestellt, Lars Leuenberger befördert.

Neue Ausländer, als die Verletzungshexe zuschlug, verpflichtet. Die Torhüterposition nach dem Ausfall von Marco Bührer mit einer Ausländerlizenz besetzt. Das Experiment mit vier ausländischen Stürmern beendet und mit Mikko Kousa ein Verteidiger geholt. Sven Leuenberger wurde durch Alex Chatlain ersetzt. Doch all diese Massnahmen scheinen im Moment nur eine Symptombekämpfung zu sein. Denn das Übel liegt tiefer.

Kein Leben im Team

Die Mannschaft an sich lebt nicht mehr. Sie ist klinisch Tod. Jeder Spieler achtet zu sehr auf sich, will keine Fehler machen und gibt die Verantwortung an den Nächsten ab. Die Chemie der verschiedenen Linien stimmt nicht überein. Die kleinen Dinge, die noch im Dezember zu funktionieren schienen sind wie weggeblasen. Der letzte Glaube an sich selber ist der Unsicherheit des nächsten Fehlers gewichen. In einer solchen Situation ist es nicht einfach, wieder Tritt zu finden. Es scheint, als habe die Mannschaft eine tiefe Depression beschlichen in der sich jeder in sein Schneckenhaus zurückzieht und mit sich selber hadert. Ein Psychologe würde dies als innere Migration beschreiben. Eine Migration, welcher nur durch Erfolgserlebnisse gelöst werden kann.

Der Beginn dieser grossen Krise ist indes nicht erst jetzt entstanden. Es ist sin schleichender Prozess. Wie ein Patient, der sich lange abschottete und die Auswüchse seines Tuns nicht einschätzen kann, schleicht sich die Verunsicherung an. Und am Ende bleibt nur die Kapitulation seiner selbst. Eine Behandlung kann lange dauern. Der Weg aus dieser ist indes steinig und nicht einfach zu bewältigen. Mit kleinen Schritten muss der Patient seinen Weg in die Normalität finden. In einem Teamsport ist dieser ungleich schwieriger als bei einer Einzel Person. Was kann der Psycholog nun tun?

Es gibt den einen Ansatz, dass eine Mannschaft immer durch Höhen und Tiefen geht. Es gilt dabei, die Höhen zu betonen, deren Emotionalen Wert zu heben und an diese zu appellieren. Ein gutes Gefühl zu erreichen und in der Mannschaft den "Wir" Gedanken zu erwecken. Oft reichen gewisse Bilder aus, um dies zu erreichen. Beim SC Bern sind diese vorhanden. So könnte man das Spiel gegen die ZSC Lions als gutes Beispiel nehmen. In diesem vermochten die Berner zu überzeugen, gewannen nach einem hektischen Hin und Her das Spiel und gingen mit einer starken Brust in die Weihnachtspause. Nach dieser brach aber das Gebilde wie ein Kartenhaus zusammen.

Den Weg aus der Krise finden

In den kommenden Spielen muss nun Bern den Weg aus der Krise finden. Am besten geht dies dabei, wenn jeder Spieler sich nur auf seinen ersten Einsatz konzentriert. Sich bewusst ist, dass man zusammen aus dem Tief finden kann. Es bringt nichts, wenn man sich bereits ein grosses Ziel setzt, mit welchem man sich selber unter Druck setzt. Jeder einzelne Einsatz muss mit grossem Elan geleistet werden. Wie wenn es der Letzte sein könnte. Nur so ist eine Kehrwendung möglich.

Sollte dieser eine Einsatz nicht gut gewesen sein, so gilt es, diesen zu verdrängen und auf den nächsten zu konzentrieren. Der Patient SC Bern ist am straucheln, doch gefallen ist er noch lange nicht. Die Antwort wird in den kommenden Tagen zu sehen sein. Und wenn die Mannschaft wie die beiden Esel, sich zusammenfindet, so ist noch die eine oder andere Überraschung im Bereich des Möglichen. Aber es braucht Zeit.