Eishockeyclubs Schweiz

Verletzte über Verletzte! Die Schweizer Liga geht an Krücken

(Bildquelle: eishockeyticker)

Über 70 Verletzte zählt man in der NLA aktuell. Davon sind 40 Spieler mit einer Hirnerschütterung ausgefallen. Was sind die Gründe dafür? Und wie kann man diesen entgegenwirken? Eine provokative These.

Es gibt in der Liga einen Konsens, welcher gerne für die Hirnerschütterung hinhalten muss. Die Banden seien zu hart und die Abfederung der Checks an eben diesen seien ungenügend. Dazu ein einfaches Beispiel. Fährt man mit einem Auto ungebremst mit 30 km/h in eine Betonwand, ist das Auto so sehr beschädigt, dass dieses nicht mehr benutzt werden kann. Der Fahrer kommt, dank einem Airbag mit einigen Blessuren und sicher mit einer Hirnerschütterung in das Spital. Dies ist reine Physik und es lässt sich berechnen welche Kräfte auf einen Körper einwirken.

Auch für einen Eishockeyspieler gilt diese einfache Regel der Physik. Der Check an einer Bande, welche nicht nachgibt ist exponentielle höher, als eine, welche zurückfedert und einen Teil der Kraft absorbiert. So gesehen wären die Banden in der Liga einzusetzen, welche bei einem Check die Kräfte absorbiert und, gewissermassen, diesen abfedert und die Kräfte nach oben und die Seite verteilen würde. Noch haben aber die meisten Stadien in der Schweiz diese Banden nicht im Einsatz. Und spielen damit mit der Gesundheit der Spieler.

Das Spiel ist viel schneller geworden

Dies ist indes nur einer der Punkte, welche in dieser Diskussion geführt werden. Ein weiterer Punkt ist, dass das Spiel in den letzten Jahren extrem schnell geworden ist. Die Eishockeyprofis haben nur noch kurz Zeit, die Situation einzuschätzen und richtig zu reagieren. Durch diesen "Zeitverlust" von wenigen Millisekunden, kann sich der Spieler nicht entscheiden, wie er einen Check "fressen" soll. Oft ist dies dann schon zu spät.

Der entsprechende Spieler prallt dann mit dem Gesicht-Kinn-Hals-Bereich auf die Bande und an deren Umrandung. Dies wiederum führt zu einem harten Aufprall, was dann zu einer Hirnerschütterung führen kann. Ärzte sprechen in einem solchen Fall von einem Schleudertrauma. Wer schon einmal ein solches erlitten hat, weiss, wie langwierig solch eine Verletzung ist. Wie aber kann man dies im Eishockey, neben den oben beschriebenen Banden, ändern? Dazu müssen die bestehenden Regularien konsequent umgesetzt werden. Und die Spieler sollten in die Pflicht genommen werden. Dazu sollte auch der in Nordamerika bekannte Code wiedereingeführt werden können.

Härtere Strafe bei Verletzung

Was bedeutet dies nun in der Praxis? Sobald ein Spieler sich gegen die Bande abdreht und die Rückennummer klar ersichtlich ist, der angreifende Spieler diese also sieht und den Check fertigmacht, ist, egal ob die Scheibe beim entsprechenden Spieler ist oder nicht, automatisch eine kleine Strafe absetzen.

Ist der angegriffene Spieler verletzt setzt es automatisch eine fünf Minuten Strafe ab und es folgt eine Spielsperre. Egal ob der Spieler welcher so angegriffen wurde verletzt ausfällt oder wieder auf das Eis zurückkehrt. Der angreifende Spieler hätte in jedem Fall genügend Zeit gehabt abzudrehen. Diese Tatsache müssen die Schiedsrichter konsequent und ohne Diskussionen umsetzen. Dies wäre der erste Schritt zu einer Verringerung der Hirnerschütterungen.

"Instigator"-Regal soll abgeschafft werden

Als weiterer Punkt sollte die sogenannte "Instigator"-Regal abgeschafft werden. Diese besagt, dass ein Spieler, welcher die Handschuhe auszieht und einen Gegner in seine Schranken weisst, automatisch eine fünf Minuten Strafe plus einen Restausschluss ausgesprochen bekommt. Diese Regel, mit Verlaub, ist unsinnig und nützt nichts. Ganz im Gegenteil. Das Spiel kann so nicht von den Spielern selber kontrollier werden. Genau diese Selbstkontrolle der Spieler hat in früheren Jahren dazu geführt, dass die Spieler weniger Hirnerschütterungen erlitten haben.

Selbstverständlich ist eine solche Umsetzung der Regeln nicht einfach. Die Spieler müssen wissen, wann es erlaubt ist, einen Angriff auf ihren besten Spieler zu "rächen". Dafür gibt es den in Nordamerika bekannten Code. Dieser ist nirgends niedergeschrieben und wird von Spieler zu Spieler weitergegeben. Dennoch halten sich die meisten Spieler an diesen. Und das Spiel wird damit wieder sauber. 

Durchsetzung der bestehenden Regeln

Es mag auf den ersten Blick paradox erscheinen, das Spiel durch die Spieler zu kontrollieren. Wo würde dies alles hinführen, wenn die Schiedsrichter nun genau eine solche "Rache" zu lassen würden, leben wir doch in einer Zeit in der das Wort "Null Toleranz" immer wieder zu hören ist? Das Wort "Null Toleranz" ist nicht das Richtige. Eigentlich sollte diese "Durchsetzung der bestehenden Regeln" heissen.

Das Spiel wurde in den letzten Jahren immer schneller und immer athletischer. Somit benutzen viele Spieler, welche nicht die nötige Geschwindigkeit haben, ihren Stock und ihren Körper um den Gegner zu bremsen. Dies hat indes nichts mit den gefährlichen Check an der Bande zu tun. Und genau die vorgenannten Vergehen und die Checks an der Bande sollen aus dem Spiel genommen werden. Nicht aber die Möglichkeit, einen eigenen Spieler zu "Rächen". Diesen kleinen aber feinen Unterschied sollte man zu lassen. Und das Spiel und die Hirnerschütterungen würden sicher wieder sinken.