Eishockeyclubs Schweiz

Die Karriere nach der Karriere auf dem Eis

Bei einem Eishockey-Profi nimmt der Sport den grössten Teil des Lebens ein, zumindest in jungen Jahren. Doch irgendwann steht jeder erfolgreiche Spieler an dem Punkt, seine Karriere zu beenden und etwas Neues anzufangen. Häufig finden die Ex-Sportler eine Beschäftigung im nahen Umfeld ihres...

Edgar Salis entstammt dem Kanton Graubünden und spielte in der Saison 91/92 zum ersten Mal in der National League A. Zweimal gewann er gemeinsam mit dem Zürcher SC (ZSC Lions) die Schweizer Meisterschaft, das war in den Jahren 2000 und 2001. Gleich dreimal holte er sich im etwa selben Zeitraum den Sieg im IIHF Continental Cup, ebenfalls mit seinem Zürcher Team.

2002 stand er für die Schweiz bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City auf dem Eis und absolvierte ausserdem drei A-Weltmeisterschaften. Insgesamt stehen auf seiner Verdienstliste 95 Länderspiele der A-Liga, doch dann kam das Karriereende: 2005 stellte er die Schlittschuhe endgültig in den Schrank, liess sich nach einer ausgiebigen Südostasienreise zum Sozialpädagogen ausbilden und betätigte sich als Spieleragent - bis 2008 dann der Anruf seines ehemaligen Eishockeyclubs kam.

Die alten Kollegen fragten bei ihm an, ob er sich nicht als Sportchef betätigen wolle. Weil Salis noch immer viel an seinem geliebten Eishockey lag, sagte er zu und stürzte sich damit in ein ungeahntes Abenteuer, das von ihm ein stetiges "Learning by Doing" erforderte. Ausserdem investierte er mehr als 15'000 Franken in eine Ausbildung zum Sportmanager an der Universität St. Gallen.

Im Frühjahr 2017 räumte er seine Position wieder und ist seitdem beim ZSC für die Spielersichtung zuständig: ein Beispiel dafür, dass es nach der grossen Spielerkarriere höchst abwechslungsreich zugehen kann.

Pokernder Ex-Eishockey-Star

Auch Gregor Müller stammt aus der Schweiz, geboren wurde er in Schaffhausen und gewann in der Saison 93/94 die deutsche Meisterschaft mit dem EC Hedos München. Ausserdem spielte er in den acht Jahren seiner Profi-Karriere beim EC Ratingen, beim EHC Trier, beim Braunlager EHC und für den EV Duisburg. Im Jahr 2000 wechselte er dann von einer Leidenschaft zur nächsten, kehrte dem Eishockey den Rücken und wendete sich dem Pokerspiel zu.

Heute lebt er im kanadischen Vancouver, trägt den Spitznamen "Greg" und betätigt sich als professioneller Kartenspieler. Fans nennen ihn auch gern FTB, eine Abkürzung für "Full Blown Tilt". Seine grössten Erfolge verbuchte er beim Texas Hold'em, in dieser besonderen Variante dürfen sich bis zu 10 Spieler an einem Tisch miteinander messen, ausserdem erhält jeder Teilnehmer zu Anfang nur zwei verdeckte Karten.

Müller belegte 2003 im Zuge der inoffiziellen Pokerweltmeisterschaft WSOP in Las Vegas im No Limit Hold'em den 35. Rang und strich dafür 2'500 Dollar ein. 2006 gelang ihm dann der erste grosse Coup, als er in Reno bei der World Poker Tour als Viertplatzierter 100'000 Dollar mit nach Hause nahm. 2009 kam er richtig in Fahrt und erspielte sich zwei Sieger-Bracelets sowie 650'000 Dollar: diese Karriere nach der Karriere lässt sich also durchaus gewinnträchtig nennen!

"Spieler, bleib bei deinen Kufen"

Der deutsche Bundestrainer Marco Sturm handelte nach dem Motto: "Spieler, bleib bei deinen Kufen", nachdem er 2014 das letzte Spiel auf dem Eis absolviert hatte. Der gebürtiger Dingolfinger gilt noch heute als deutscher Rekordspieler in der NHL, von 1997 bis 2012 gehörte er der nordamerikanischen Profiliga an und brachte es dort auf über 1'000 Spiele.

Dass der deutsche Eishockey-Bund ihn mit diesem Erfolgshintergrund nicht gehen liess, wundert an dieser Stelle kaum. Neben der Stelle als Bundestrainer wurde ihm auch die Funktion als General Manager der Nationalmannschaft angetragen, die er seit Juli 2015 ausübt. Sein erstes internationales Turnier mit der Nationalmannschaft fand 1995 statt, damals gehörte er noch zu den Junioren. Bei den A-Weltmeisterschaften trat er sowohl 1997 als auch 2001 und 2008 an; und gleich viermal nahm er an den Olympischen Spielen teil, gelangte dabei jedoch nur dreimal zum Einsatz.

Die Erfolgsserie setzte er in seiner Trainerfunktion nahtlos fort, gleich im Herbst 2015 bereitet er seiner Mannschaft den Weg zum Sieg im Deutschland-Cup. Im Zuge der Weltmeisterschaft brachte er das deutsche Team immerhin bis ins Viertelfinale, ausserdem gelang unter Sturm die Qualifikation zu dem Olympischen Winterspielen in Pyeongchang, die 2018 stattfinden werden. Mindestens bis dahin bleibt er seiner Nationalmannschaft noch erhalten, doch auch danach wird er garantiert wieder einmal irgendetwas mit Eishockey machen.

Bild: Wikimedia - (zeigt Marco Sturm)

Nicht jeder Spieler fühlt sich gewogen, nach dem Karriereende beim Eishockey zu bleiben: einige scheinen nur so darauf zu lauern, mal etwas ganz anderes in Angriff zu nehmen - doch der eine oder andere bereichert den Sport weiter mit seinem Wissen und seiner Leidenschaft. Beides ist legitim, doch die Fans lieben es gewiss, dass eine oder andere bekannte Gesicht wiederzusehen!

Artikelfoto: Wikimedia - (Bild: Greg Müller)