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Frauen-Nati mit Ligaerhalt als Minimalziel

(Bildquelle: eishockeyticker)

Das offizielle (Minimal-)Ziel der Schweizer Frauen-Nationalmannschaft an der Top-Division-WM in Plymouth (USA) heisst Ligaerhalt. In der ausgeglichenen Gruppe mit Tschechien, Schweden und Aufsteiger Deutschland ist jeder Ausgang möglich.

Nach der erfolgreichen Olympia-Qualifikation im Februar in Arosa geht es für das Team von Nationaltrainerin Daniela Diaz in Plymouth (USA) vom 31. März bis 7. April in erster Linie um den Ligaerhalt. Der spezielle Modus mit einer "Medaillengruppe" mit Weltmeister USA, Kanada, Finnland und Russland und einer "Promotionsgruppe" mit der Schweiz, Tschechien, Schweden und Aufsteiger Deutschland mahnt zur Vorsicht.

Diaz spricht von einer "ausgeglichenen Gruppe, in der Details entscheiden werden" und gibt deshalb den Ligaerhalt als oberstes Ziel an. Die Türe für eine Viertelfinal-Qualifikation, die man in den letzten fünf Jahren viermal erreicht hat, mit dem Höhepunkt der Bronzemedaille 2012 in Burlington, bleibt allerdings weit offen. Das würde auch dem Standard der eigenen Ansprüche der Spielerinnen und des Verbandes entsprechen.

Siege keine Selbstverständlichkeit

Diaz' Vorsicht ist allerdings verständlich, denn Siege gegen die drei Gruppengegner sind alles andere als selbstverständlich. Tschechien sinnt nach der Niederlage in Arosa und der verpassten Olympia-Qualifikation auf Revanche, gegen Schweden gab es in den letzten Jahren - trotz des sensationellen Sieges im Bronzespiel in Sotschi - mehr Niederlagen als Siege und die Spiele gegen den wiedererstarkten Nachbarn Deutschland sind erfahrungsgemäss eng und weisen Derbycharakter auf.

Andererseits ist das Frauen-Nationalteam vor allem 2017 erstaunlich abgeklärt und souverän aufgetreten. Nur die beiden erst platzierten Teams werden nach drei Spielen in die Viertelfinals aufsteigen, die Teams auf den Rängen 3 und 4 werden untereinander in einer Best-of-3-Serie den Absteiger in die Division I ausmachen.

Mit zwei WM-Rookies

Daniela Diaz vertraut bei ihrer ersten WM als vollamtliche Nationaltrainerin weitgehend auf jenen Stamm an Spielerinnen, der die Geschichte des Schweizer Frauenhockeys in den letzten Jahren geprägt hat. Für Nina Waidacher, die sich in der Vorbereitung ohne gegnerische Einwirkung an der Schulter verletzt hat, nominierte sie diese Woche Lugano-Verteidigerin Céline Abgottspon nach.

Mit dabei sind auch zwei WM-Rookies, die beiden 17jährigen Stürmerinnen Lisa Rüedi – war bereits in Arosa im Team - und Rahel Enzler. Beide gehören seit drei Jahren zur U18-Nati und entwickelten sich zu Eckpfeilern im Nachwuchsteam. "Ich habe das zurzeit beste Team aufgeboten", sagt Diaz zu ihrer Auswahl von 20 Feldspielerinnen und 3 Torhüterinnen.

Nicht weniger als sechs Spielerinnen (Florence Schelling, Janine Alder, Livia Altmann, Phoebe Staenz, Lara Stalder und Anja Stiefel) spielen in Schweden oder in Übersee, acht stammen aus dem Meisterteam der ZSC Lions.

Weltmeister USA mit dabei

Zwei Tage vor WM-Beginn hat der Streik des amerikanischen Frauen-Nationalteams, das um eine adäquate finanzielle Entschädigung (bisher lediglich 6000 USD für die sechs Monate Zusammenzug vor den Olympischen Spielen plus Zuschüsse des amerikanischen Olympischen Komitees) und mehr logistische Unterstützung kämpfte, ein Ende gefunden.

Die Spielerinnen und USA Hockey einigten sich auf einen historischen Kompromiss, der den Spielerinnen über vier Jahre verteilt einen - wie sie finden - "gerechten Lohn und eine breitere Unterstützung" einbringen wird. Gemäss verschiedenen Quellen werden die Spielerinnen in Zukunft "bezahlt", die Summe soll 70'000 USD für vier Jahre plus Boni und weitere Zuschüsse betragen. Im besten Fall sei einen sechsstellige Summe zu erreichen, heisst es.

Beispielloser Kampf um Gerechtigkeit

Die Spielerinnen hatten in ihrem beispiellosen Kampf um "Gerechtigkeit und eine Annäherung an die finanziellen Usanzen in den Männer-Nationalteams" eine breite Unterstützung aus dem Sport und der Bevölkerung erhalten. Unter anderem richteten auch 15 US-Senatoren eine politische Note an USA Hockey und aus dem Umkreis des Männer-Nationalteams war zu erfahren, dass auch sie - aus Solidarität mit ihren weiblichen Kolleginnen - einen möglichen Verzicht auf die WM ins Auge fassen.

Das WM-Aufgebot:

Tor: Janine Alder (95, St. Cloud University/USA), Andrea Brändli (97, Thurgau Young Lions). Florence Schelling (89, Linköping/SWE).

Verteidigung: Livia Altmann (94, Colgate University/USA), Céline Abgottspon (95, Lugano), Laura Benz (92, ZSC Lions), Nicole Bullo (87, Lugano), Sarah Forster (93, Neuchâtel Hockey Academy), Christine Meier (86, ZSC Lions), Shannon Sigrist (99, ZSC Lions/Rapperswil-Jona Lakers), Sabrina Zollinger (93, ZSC Lions).

Sturm: Tess Allemann (98, Bomo Thun/SCL Young Tigers), Rahel Enzler (2000, Innerschwyz Future/Rapperswil-Jona Lakers), Alina Müller (98, Kloten), Evelina Raselli (92, Lugano), Lisa Rüedi (2000, ZSC Lions/Dübendorf), Dominique Rüegg (96, ZSC Lions), Phoebe Staenz (94, Yale University/USA), Lara Stalder (94, University of Minnesota Duluth/USA), Anja Stiefel (Lulea/SWE), Sandra Thalmann (92, Reinach), Monika Waidacher (90, ZSC Lions), Isabel Waidacher (94, ZSC Lions).

Die WM-Spiele:
Freitag, 31. März, 12 Uhr (18 Uhr Schweizer Zeit): Tschechien - Schweiz. Samstag, 1. April, 18 Uhr (24 Uhr Schweizer Zeit): Schweiz - Schweden. Dienstag, 3. April, 12 Uhr (18 Uhr Schweizer Zeit): Deutschland - Schweiz. Vietelfinals oder Playout ab Mittwoch, 4. April.

Die Spiele Tschechien - Schweiz und Deutschland - Schweiz werden im Livestream von SRF übertragen.

Artikelfoto: SIHF