Eishockeyclubs Schweiz

Fribourg: Achtung, Fertig... Bruchlandung!

Habe ich in der Saisonvorschau die Fribourger zu optimistisch eingeschätzt? Damals habe ich geschrieben das Rang fünf und das Erreichen der Play-Offs kein Problem seien. Acht Monate später rettet sich der Drache gegen Ambrì in den Play-Out Finals mit 4:1. Der Rückblick zeigt indes dass nicht alles...

Saisonziel und Erwartungen

Beide Ziele wurden klar verfehlt. Diese Aussage trifft nur auf die Schweizer Meisterschaft zu. In der CHL konnten die Drachen überzeugen, versetzte die Eishockeyschweiz in erstaunen. Was war anders, als in der Meisterschaft? Wieso konnte der Drache in der Fremde Feuer spucken und in der heimischen Liga nicht? Was war der Unterschied? Eine schlüssige Antwort zu finden fällt schwer. Zu krass waren die Leistungen in den beiden Wettbewerben. Etwas Gutes besitzt der schwache Auftritt in der heimischen Liga dennoch. Dies ermöglicht dem Klub die kommende Mannschaft neu aufzubauen.

Arbeit des Sportchefs im letzten Sommer und seine Aufgaben in diesem Sommer

Wenn der beste Spieler zu Saisonbeginn an den World Cup of Hockey darf, wenn ein Kanadier wegen angeblich vergessenen Schlittschuhen suspendiert und dann einen neuen Klub suchen muss und der Trainer wegen einer "besseren Zukunftsplanung" für ihn selber das Handtuch wirft, dann hat der Sportchef keine gute Arbeit verrichtet. Das Urteil im Rückblick auf die Saison ist für Christian Dubé kurz zusammengefasst vernichtend. Der smarte Kanadier weis dies und wird die nötigen Korrekturen am Team vornehmen. Dubé muss im Sommer folgende Teile suchen und hoffentlich finden: 1.) Einen nervenstarken Torhüter. 2.) Einen Verteidigungsminister, der weiss wie man die Defensive organisiert und die Spieler in die Pflicht nehmen kann. 3.) Einen Leader, der auch neben dem Eis zusammen mit Julien Sprunger das Team führt und schonungslos Kritisieren kann und von den Spielern dennoch geschätzt wird. 4.) Einen Trainer der nicht an alten Spielsystemen festhält, sondern modernes, kreatives, schnelles und attraktives Eishockey spielen lässt. Den ersten Punkt hat Dubé einigermassen erfüllen können. Mit der Verpflichtung von Reto Berra wurde ein guter Torhüter geholt. Wenn da nicht das Damoklesschwert der NHL über dem Vertrag schweben würde. Was wird der Sportchef machen, wenn Berra nicht kommt? In der Schweiz gäbe es den einen oder anderen guten Schlussmann, welcher weniger zerbrechlich ist als dies Benjamin Conz. Diese sind jedoch bereits unter Vertrag. Der zweite Punkt wäre fast erfüllt. Yannick Rathgeb könnte dies Funktion übernehmen. Wenn da nur nicht sein Temperament wäre, welches ihn immer wieder zu dummen Strafen hinreissen lässt. Dazu kommt das Alter, welches aus der Sicht einiger Spieler wohl auch eine Rolle spielt. Am besten wäre, Dubé würde einen in der Schweiz unbekannten Verteidiger finden, welcher unbelastet diese Rolle übernehmen könnte. Der Markt im Ausland hat einige gute Spieler bereit, welche nicht mehr in der AHL oder KHL spielen wollen. Einen Leader zu finden, der Julian Sprunger entlastet und mit ihm die Mannschaft führen kann wird ebenfalls eine Herausforderung werden. Einen solchen Spieler hatte Fribourg zuletzt mit Shawn Heins. Seither wird das Team nicht mehr wirklich geführt und der Trainer hat keinen wirklichen Ansprechpartner. Auch wenn Sprunger bei den Teamkollegen gut ankommt, so ist doch seine eher introvertierte Art ein Hindernis. Der letzte Punkt wird der wohl Schwerste für den Sportchef werden. Welche Ausrichtung will er dem Team geben? Will er einen frischen, unverbrauchten Trainer wie dies der EHC Kloten vorgemacht hat? Will er einen hochdekorierten Übungsleiter verpflichten, welcher in der NHL ein grosses Palmarés hat, aber in der Schweiz unter Umständen noch unbekannt ist? Oder wagt er etwas ganz Anderes? Die Entscheidung wird wie immer bei solchen Fragen wohl in der Chefetage fallen. Und hier hat Dubé mit Slava Bykov einen nicht zu unterschätzenden Faktor. Was wenn Bykov trotz allen Dementis sich selber als Trainer portieren möchte?

U22 Spieler im Fanionteam

Mit Yannick Rathgeb haben die Drachen in der Verteidigung einen künftigen Verteidigungsminister. Seine Art zu spielen mag polarisieren. Doch der Verteidiger ist gerade ein Spieler, den ein Team braucht. Unerschrocken, direkt und mit einer Priese Unberechenbarkeit. Die beiden letzen Jahre zahlte der Langenthaler noch einen hohen Preis in der Schweizer Liga doch im nächsten Jahr wird er die Erfahrung nicht missen wollen. Sein Vertrag wird ihn in Fribourg zu einem der besten Verteidiger der Schweiz reifen lassen

Der Ausländer Check

Roman Cervenka wurde seiner Rolle in Fribourg nur teilweise gerecht. Er kam in 44 Spielen auf 51 Punkte. Dennoch kann Cervenka mit seiner Leistung nicht zufrieden sein. Von ihm wurde sicher mehr erwartet

Mattias Ritola war lange verletzt und kam danach zurück. Seine Leistungen waren für einen Verteidiger mässig, wenn nicht sogar unterdurchschnittlich. Kein Wunder verliess der Schwede den Klub wieder.

Michal Birner kam für den nach Biel abgewanderten Marc-Antoine Pouliot. Er brauchte ein wenig Zeit, um sich auf das Schweizer Eishockey einzustellen. Danach steigerte er sich von Spiel zu Spiel und war am Ende sehr solide. Mehr nicht.

Greg Mauldin war ein Schatten seiner selbst. Er trumpfte nur dann auf, wenn es für das Team lief. Ansonsten blieb der Amerikaner erstaunlicherweise sehr blass. Lag es an den Unruhen im Team oder an seiner Arbeitseinstellung?

Antti Pihlström kam zu Beginn der Saison für Cervenka. Pihlström konnte die Verantwortlichen in Fribourg nicht überzeugen und musste nach 10 Spielen wieder gehen. Unverständlich für einen Aussenstehenden.

Alexandre Picard war nicht der erwartete Verteidigungsminister. Er zeigte zu wenig von seinem Können und war während der ganzen Zeit nicht wirklich eine Bereicherung für das Spiel. Ob das an Trainer Larry Huras lag?

Ryan Vesce kam zu 11 Spielen und zu 2 Toren. Noch Fragen?

Marc-Antoine Pouliot wurde zu Unrecht für die Baise im Oktober zum Sündenbock abgestempelt. Ein falscher Entscheid von Christan Dubé. Dieser Entscheid rächte sich im Verlaufe der Saison.

Der Spieler der Saison

Julien Sprunger wusste oft nicht was er noch machen sollte. Die Mannschaft auf dem Eis und die Mannschaft neben dem Eis war nicht immer die Gleiche. In der Meisterschaft ging alles daneben. In der Championshockeyleague gelang ihnen fast alles. Es war für den Captain keine einfache Saison. Aber er war der einzige Spieler, der mich wirklich zu überzeugen mochte.

Der Verlierer der Saison

Andrei Bykow und Slawa Bykow haben sich zu sehr in das Tagesgeschäft des Klubs eingemischt. Für mich waren die beiden eine Enttäuschung. Andrei Bykow vermochte mich auf dem Eis überhaupt nicht zu überzeugen. Er war ein Spieler, der von seinen früheren Taten lebte. Auf dem Eis aber ein Schatten seiner selbst war. Sein Vater Salwa Bykow vermochte dem Team auch als Berater nicht zu überzeugen. Oft dachte ich, dass er lieber das Coaching an der Bande übernehmen würde, als ein Berater zu sein.

Die Entdeckung des Jahres

Aus meiner Sicht war die Yannick Rathgeb. Der Verteidiger mit dem harten Schuss kann sicher noch mehr. Aber für seine zweite Saison in der NLA war er ein Spieler, der polarisiert und zu Diskussionen anregte. Das braucht das Schweizer Eishockey und diese Emotionen sind für den Sport sehr wichtig.

Video der Saison

 

 

Interview mit Yannick Rathgeb