Fötus-Gehirn reagiert bei Schwangerschaftsdiabetes später auf Töne

(Bildquelle: infoticker)

Das Gehirn ungeborener Kinder von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes reagiert auf Töne eine Stunde nach einer Mahlzeit im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe später.

Zu diesem Schluss kommen Forscher des Universitätsklinikums Tübingen, des Deutschen Diabeteszentrums und des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen.

Schwangere für Studie rekrutiert

40 Schwangere wurden für die Studie rekrutiert, davon zwölf mit Schwangerschaftsdiabetes. Die wissenschaftliche Analyse beinhaltete drei Messzeitpunkte: Eine Nüchternmessung, nach der die Teilnehmerinnen die Zuckerlösung zu sich nahmen, dann eine Messung eine Stunde nach der Glukoseaufnahme und eine weitere Messung zwei Stunden nach Glukoseaufnahme.

Zu jedem Messzeitpunkt wurde mittels fetaler Magnetoenzephalografie, einer Methode zur nicht-invasiven, passiven Messung fetaler Hirnaktivität, die fetale Hirnreaktion auf einen wiederholt präsentierten Ton gemessen und die Reaktionszeit des Gehirns bestimmt. Zusätzlich haben die Forscher bei den Müttern zu jedem Messzeitpunkt Zucker und Insulin im Blut gemessen.

Langsamere fetale Reaktion

Eine Stunde nach Glukoseaufnahme fanden die Experten eine langsamere fetale Reaktion auf Töne in der Gruppe der Diabetikerinnen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Zu den anderen beiden Messzeitpunkten zeigte sich kein Unterschied zwischen den Gruppen. Die Autoren schliessen daraus, dass die fetale Hirnfunktion vom mütterlichen Stoffwechsel beeinflusst wird.

Die Fachleute nehmen an, dass eine Prägung des fetalen Stoffwechsels durch den der Mutter stattfindet, die Konsequenzen für das spätere Diabetes- und Übergewichtsrisiko des Kindes haben kann. Eine Schlüsselrolle könnte hier der erhöhte Zucker- und Insulinspiegel der Mutter und des Kindes haben. Die Ergebnisse erweitern die Erkenntnisse zur Bedeutung von verminderter Insulinwirkung im Gehirn für Übergewicht und Typ-2-Diabetes substanziell.

Den Forschern nach könnte dies möglicherweise darauf schliessen lassen, dass eine sogenannte Insulinresistenz im Gehirn schon in utero angelegt ist. Der derzeitige Stand zur Bedeutung dieser Insulinresistenz wurde von der Arbeitsgruppe in einem Übersichtsartikel in der renommierten Fachzeitschrift "Nature Reviews Endocrinology" zusammengefasst.