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Kein Crosby, McDavid, Ovechkin - Trauriges Eishockey-Turnier bei Olympia

(Bildquelle: eishockeyticker)

Die Olympischen Winterspiele 2018 werden zum Trauerspiel für die meisten Eishockey-Fans der Welt. Statt den besten Spielern der Welt gibt es nur jene zu bewundern, die nicht bei einem NHL-Team unter Vertrag stehen. Dass somit Russland zugleich als Favorit in das Turnier gehen wird, überrascht...

Pyoengyang freute sich auf die grössten Stars der jeweiligen Wintersportarten bei den Olympischen Spielen 2018, doch die Realität wird anders aussehen. Eines der regelmässigen Aushängeschilder der Spieler muss auf die besten der Welt verzichten. Wenn das Eishockey-Turnier in Südkorea beginnt, werden vor allem die Spieler aus Europa im Mittelpunkt des Interesses stehen, da sich die NHL gegen eine Teilnahme seiner Spieler entschieden hat. Nach fünf aufeinander folgenden Olympischen Spielen inklusive NHL-Spielern stellt die 2018-er Ausgabe erstmals seit 1994 in Lillehammer wieder ein Novum dar.

Die Gründe für die Nicht-Partizipation sind unterdessen vielschichtig und konzentrieren sich - wenig überraschend - auf die Interessen von Liga und Franchise-Besitzern. Eher ein Scheingrund, der bei den vergangenen fünf Malen niemanden vor allem auf Spielerseite so recht gestört hat, ist die Unterbrechung der Saison für das Olympische Turnier. Während die NHL-Führung angibt, trotz eindeutiger Meinung auf Gegenargumente gewartet zu haben, kam schliesslich "kein bedeutsamer Dialog" zustande.

Diese Gegenmeinungen von Seiten der Spielervereinigung NHLPA, des IOC und der IIHF waren trotz aller Bemühungen nicht stark genug, um die Verantwortlichen umzustimmen. Stattdessen knüpfte das Internationale Olympische Komitee die Teilnahme von NHL-Spielern an den finanziell wertvolleren Spielen 2022 in Peking an eine Teilnahme vier Jahre zuvor. Da Drohungen statt Dialog selten eine gute Wahl ist, verfestigte sich die NHL-Position nur umso mehr. Insbesondere der Verlust von 17 Tagen im Februar, wenn die NFL-Saison beendet wurde und die MLB noch nicht begonnen hat, ist von hohem Wert für die Liga, vor allem im Hinblick auf TV-Präsenz.

Die ganze Welt schaut auf Olympia

Trotz allem muss man sich erstaunt wundern, dass einer Olympia-Teilnahme seiner eigenen Athleten jegliche Werbewirkung und positive Aussendarstellung abgeschrieben wird. Die Olympischen Spielen sind ein um Meilen grösseres und wichtigeres Event als die NHL und wird von unzähligen Menschen mehr rund um den Erdball verfolgt. Seine besten Könner dort nicht ins Schaufenster der Weltöffentlichkeit zu stellen, ist eine arg fahrlässig verpasste Möglichkeit, von der die Liga langfristig nicht profitieren wird.

Die ohnehin wenig Ansehen geniessende Liga-Führung manövrierte sich mit dieser Entscheidung noch mehr ins Abseits, auch gegenüber den Spielern, die wenig Verständnis aufbrachten und sich zum Teil klar äusserten. Stars wie Henrik Lundqvist oder Alex Ovechkin sprachen schnell von zerstörten Träumen, da ihnen nun die Chance auf eine abermalige bzw. erste Olympische Goldmedaille entgeht.

Finanziell nachvollziehbar, sportlich nicht

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Wenn das Ziel der NHL - wie so oft öffentlich geäussert - sein sollte, den Sport wachsen zu lassen, muss man diese Entscheidung als klares Scheitern dessen ansehen. Sicherlich möchten die Teambesitzer nicht verletzte oder übermüdete Star-Spieler in ihren Reihen haben, die am Ende des Tages von ihnen bezahlt werden. Insofern ist die finanzielle Idee ein nicht zu unterschätzender Faktor, der bereits bei den letzten Olympischen Spielen mit endlosen Diskussionen über Versicherungen und Reisekosten der Teilnehmer grossen Einfluss hatte.

Sportlich jedoch lebt das Turnier von der Spannung des Wettstreits der besten, die nun deutlich geringer ausfallen wird. Russland ist mit einer Quote von 2,50 bei Wettseite Betway der Favorit auf den Sieg bei den Olympischen Spielen (Stand 17. August). Die nach der NHL stärkste Liga der Welt, Russlands (und Umgebung) KHL, wird die Sbornaja mit Spielern wie Pavel Datsyuk oder Ilya Kovalchuk spicken und damit zurecht ganz vorne in der Favoritenliste stehen. Kanada, welches sonst als eindeutiger Titelfavorit anreisen würde, spielt statt mit Conor McDavid und Sidney Crosby nun mit denen, die in der Vergangenheit nicht gut genug waren, um in der NHL zu bleiben bzw. überhaupt hinein zu gelangen.

Das einzige Team, das wider Erwarten von der Entscheidung profitieren könnte, sind eventuell die US-Amerikaner. Traditionell als Mitfavorit gehandelt, waren es 2014 in Sotchi unfassbare Entscheidungen, die das Team zurückwarfen. So wurde unter anderem ein Spieler wie der mittlerweile zweifache Stanley Cup-Sieger Phil Kessel zuhause gelassen, um ein möglichst ausgeglichenes Team zu bauen. Eine Idee, die katastrophal nach hinten losging. Mit College-Spielern und den besten Akteuren aus Europa sollte sich eine Mannschaft formen lassen, welche die dann sicher realistischen Erwartungen besser erfüllen kann.

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