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Kloten: Neustart geglückt? – Ja und wie

Vor einem Jahr hiess der EHC Kloten noch Kloten Flyers. Die Besitzer waren aus Nordamerika und hatten hochschweifende Pläne. Bald wurde indes klar, dass diese beim Dorfklub den Stecker ziehen würden. Und so fand sich Kloten erneut in einem Wechselbad der Gefühle. Unter dem neuen Besitzer, Hans-Ueli...

Das Saisonziel und die Erwartungen

Die Erwartungen im Umfeld des EHC Kloten waren mit dem Erreichen der Play-Offs wohl noch zu hochgesteckt. Intern war man sich des Umbruchs gewiss und kommunizierte schon im vergangenen Sommer, dass der Ligaerhalt das Ziel sei. Dies erreichten denn die Klotener auf Souveräne Art und Weise. Am Ende des Tages zählt, dass der Klub aus dem Zürcher Unterland wieder seine Identität gefunden hat. Aus dem Möchtegern Liga Krösus wurde ein Ausbildungsklub. Dies kommt dem sympathischen Klub und dem Umfeld zu gute. Das Vertrauen in diesen wurde wieder gefestigt.

Arbeit des Sportchefs im letzten Sommer und die Aufgaben in diesem Sommer

Pascal Müller kann an dieser Stelle ein Lob ausgesprochen werden. Der Sportchef wusste von Beginn an, dass Kloten vermutlich mit nur drei Ausländern oder weniger in die Saison starten würde. Er baute daher ein Team auf, das aus Spielern mit grossem Entwicklungspotenzial und Routiniers gebildet wurde. Dies zahlte sich aus. Zu Beginn der Saison hielt den Kloten auch mit den besseren Teams aus der Liga mit, zollte aber gegen Ende der Spielzeit dem hohen anfangs Tempo Tribut. Dass die Flughafenstädter dennoch sechs Ausländer einsetzten war ein Verdienst des gut erwirtschafteten Geldes in der Swiss-Arena und den guten Verhandlungen von Sportchef Pascal Müller. In der nun beginnenden Off-Season wird der Sportchef erneut wenig Geld zur Verfügung haben. Dennoch wird Kloten auf den entscheidenden Position Korrekturen anbringen müssen. Vor allem müssen die Zürcher früh die Frage nach den Ausländern klären können. Damit würde Ruhe in das Team einkehren und die Spieler wüssten, woran sie sind. Dies hätte auch positive Auswirkungen auf die Mannschaftsbildung und den Teamgeist. Ansonsten kann sich Pascal Müller Zeit lassen und den Markt sondieren. In der Juniorenförderung soll er den eingeschlagenen Weg weitergehen und den Klub weiterhin auf die Ausbildung junger und hungriger Spieler fokussieren. Dass Trainer Pekka Tirkkonen ein weiteres Jahr bleiben wird, stärkt diesen Aspekt.

U22 Spieler im Fanionteam

Mit Serge Weber und Alain Bircher konnten sich zwei Spieler im Team vorstellen, welche wohl im nächsten Jahr einen Stammplatz erlangen werden. Die beiden Verteidiger vermochten zu überzeugen und liessen sich auch nicht von dem Wechsel zum Partnerteam EHC Winterthur von ihrem Weg abbringen. Serge Weber war zu dem an den U20-Weltmeisterschaften ein verlässlicher und intelligenter Spieler mit viel Ruhe. Auch Alain Bircher hätte die Chance auf die U20 WM gehabt, doch Nationaltrainer Christian Wohlwend hatte andere Ideen.

Der Ausländer Check

Kevin Hecquefeuille kam als Ersatz für Tommi Santala. Der Franzose wurde in 11 Spielen eingesetzt und verliess danach das Team wieder.

Bobby Sanguinetti stabilisierte die Verteidigung der Klotener und traf neun Mal ins Schwarze. Der US-Amerikaner wurde seiner Rolle gerecht und vermochte auf der ganzen Linie zu überzeugen. Einziger Schwachpunkt war die oft eher coole Art seiner Arbeit in der Verteidigung.

Colby Genoway kam in 14 Spielen zum Einsatz. Der Kanadier kam vom KHL Klub Medvesec Zagreb und vermochte die Erwartungen zu erfüllen. Mehr nicht. Ein verbleib bei Kloten ist eher unwahrscheinlich.

Tommi Santala verliess Kloten in einer Nacht- und Nebelaktion. Der Finne wechselte während der laufenden Saison zu Metallurg Magnitogorsk in die KHL an den Ural. Offenbar war ihm das Geld wichtiger als der Aufbau des EHC Kloten. Dies hinterlässt, obwohl der Finne viel für Kloten tat, einen zwiespältigen Eindruck.

James Sheppard wurde, wie bereits letztes Jahr, von Verletzungen gebremst. Der Kanadier der 2006 als Nummer 9 im Draft von den Minnesota Wild gezogen wurde, wusste zu überzeugen. Vor allem seine physische Spielweise war imponierend. Es ist zu hoffen, dass der Kanadier auch nächstes Jahr wieder seine Schlittschuhe für die Zürcher schnüren wird.

Drew Shore konnte dem Lockruf der NHL nicht wiederstehen. Er wechselte zu den Vancouver Canucks, nach dem er Top-Scorer der Klotener war. Die Zürcher gaben den Amerikaner nach dem Beginn der Ligaqualifikation frei um keine Unruhe im Team entstehen zu lassen. Dennoch ist das Verhalten von Drew Shore nicht nach zu vollziehen, obwohl ein Angebot in der NHL meistens lukrativer ist, als eines in der Schweiz.

Der Spieler der Saison

Luca Boltshauser vermochte zu überzeugen und überraschte Positiv. Der Torhüter agierte in seinem Gehäuse souverän, liess kaum Schwächen zu und vermochte gegen Ende der Qualifikation und in der Relegationsrunde seinen Mentor Martin Gerber hinter sich. Mit seinem Butterfly Stil konnte er in den entscheidenden Spielen die Differenz ausmachen. Ein klarer und stiller Leader auf und neben dem Eis.

Der Verlierer der Saison

Bei Kloten gibt es zwei Verlierer der Saison. Beide Verliessen den Klub Richtung Ausland. Tommi Santala nach Magnitogorsk, Drew Shore in die NHL. Vermutlich war auch das Geld, welche bei Kloten sehr haushälterisch ausgegeben wurde, ein Grund. Doch die Art und Weise des Abganges bei beiden Spielern kann nur mit einem Kopfschütteln quittiert werden. Damit verliert nicht nur der Spieler, sondern auch das Eishockey im generellen an Ansehen. Die Europäische Vereinigung der Klubs unter Führung von Marc Lüthi hat reagiert und zu beiden Vorgehen ihre Meinung kundgetan. Ob dies etwas bewirkt, wird sich weisen.

Die Entdeckung der Saison

Der EHC Kloten setzt wieder auf junge Spieler. Und wird sich so wieder zu einem Ausbildungsklub mausern. Mit einem knappen Budget und einer klaren Vision von Klubbesitzer Hans-Ueli Lehmann scheint die Zukunft in der Flughafenstadt gesichert zu sein. Jeder Franken der eingenommen wird, wird zuerst zwei Mal umgedreht, bevor er ausgegeben wird. Diese Politik kann Kloten wieder zu einer der besten Adressen im Schweizer Eishockey für die Förderung und Ausbildung der jungen Spieler werden. Bitte weitermachen und nicht auf halbem Wege stehen bleiben!