Eishockeyclubs Schweiz

Las Vegas - Macht das neue Team Sinn?

In einer Welt, in der nur noch das Geld zählt, der Erfolg am Gewinn abgelesen wird und der Mensch nur noch eine Handelsware ist, in diese Welt setzt die NHL auf eine Expansion in der Wüste. Und stösst so die traditionellen Märkte, welche gerne in die beste Liga der Welt möchten, vor den Kopf. War...

Um eines klarzustellen: Ich finde die neue Franchise in Nevada ökologisch und strategisch gesehen einen Unsinn. Las Vegas hat keine Eishockeykultur, keine wirkliche Fanbasis und die Voraussetzungen um erfolgreich zu sein stelle ich in Frage. Wirtschaftlich könnte Gary Bettman hingegen recht bekommen. Viele der Touristen, welche nach Las Vegas reisen, werden dort ihr erstes NHL Spiel sehen wollen. Danach auf dem berühmten Las Vegas Strip flanieren wollen und in den Casinos ihr Glück suchen.

Ob dies auf lange Sicht jedoch anhalten wird, stelle ich in Frage. Jedes neue Produkt verliert irgendwann ihren Reiz und die Franchise muss von Beginn an erfolgreich sein, um eine treue Fanbasis aufbauen zu können. Wieso also dieser Entscheid der NHL, im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste zu gehen?

Die NHL will Geld generieren

Die Entscheidung basiert weniger auf einer ökologischen oder auf einer sportlichen Basis. Vielmehr geht es um wirtschaftliche Interessen, um noch mehr Gewinn und um noch mehr Show. All diese Aspekte erfüllt Nevada. Mit der Domizilierung eines neuen Klubs sollen vor allem Gelegenheitsfans die Chance erhalten, ein Spiel aus der NHL verfolgen zu können. Das Produkt NHL soll noch besser vermarktet werden können, soll noch mehr Zuschauer anlocken und damit noch mehr Geld in die Hände der NHL spülen.

Forbes rechnet laut einer eigenen Studie vor, dass Las Vegas mit der neuen Franchise einen Jahresumsatz von rund $250 Millionen erreichen kann. Dem gegenüber stehen aber die horrenden Summen für die Eisaufbereitung, die Klimatisierung der Arena, der Neu- und Aufbau des Teams und die Erschaffung einer Fanbasis. All dies, so schätzt Forbes, wird in den ersten Jahren der Franchise durchschnittlich rund $100 Millionen kosten.

Hohe Verluste eingeplant

Die Analytiker des Wirtschaftsmagazins schätzen den Verlust durch diese Aufwendungen in den ersten fünf Jahren des Bestehens der Golden Knights pro Jahr auf eine dreistellige Millionensumme. Forbes rechnet bei ihren Angaben jedoch auch das Reisen des Klubs, die Löhne der Spieler, die zusätzlichen Ausgaben, wenn in der Arena keine Spiele stattfinden und das Stadion leer steht, mit ein. Um diese leer Zeiten zu minimieren wollen die Besitzer der Golden Knights eine NBA Franchise in der Stadt haben. Dies genügt indes immer noch nicht, um die Kosten zu senken.

Weitere Veranstaltungen müssen in der neuen T-Mobile Arena stattfinden. Las Vegas ist davon übersättigt, finden doch genügend Shows in den Hotels und Casinos am Strip statt. Dagegen anzukämpfen wird für die neue Franchise nicht einfach werden. Auch wenn die Bevölkerung im Moment ganz hinter dem Projekt steht. Die Haupteinnahmequelle wird die Industrie um die Casinos bleiben. Auch wenn die Macher sich erhoffen, mit den Einwohnern von Las Vegas das grosse Geld zu machen. Reichen wird dies vermutlich nicht. Mindestens in den ersten fünf Jahren werden die Golden Knights sicherlich einen grossen Verlust schreiben. Haben die Macher genügend Geduld um diese Zeit zu überstehen?

 

Artikelbild: NHL.com