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SCL Tigers: Gebrüllt, aber nicht gebissen

(Bildquelle: eishockeyticker)

Vor neun Monaten schrieb ich: "Eine Ablösung und ein neuer Trainer bei den Tigern scheint mir realistischer zu sein, als das Erreichen der Play-Offs der Emmentaler unter Beattie." Nach neun Niederlagen in zehn Spielen musste der Trainer am 3. Oktober den Stuhl räumen und mit Heinz Ehlers übernahm...

Das Saisonziel und die Erwartungen

Im nach hinein ist man immer Klüger. Scott Beattie war von Beginn an ein Trainer auf der falschen Position. Dass dieser gehen musste war nur eine logische Folge. Diese Fehlentscheidung von Jörg Reber am Ende der letzten Saison kostete den Emmentalern die Teilnahme an den Play-Offs. Das Saisonziel wurde wegen diesem einen Fehler verfehlt. Dass die SCL Tigers das Ziel Ligaerhalt erreichen konnte, war alleine Heinz Ehlers zu verdanken. Der Däne brachte nach dem desaströsen Start in die Saison wieder Ordnung in ein chaotisches System und vermochte das Team zu stabilisieren.

Arbeit des Sportchefs im letzten Sommer und die Aufgaben für diesen Sommer

Wäre da nicht der Fehler mit Beattie gewesen, der unerwartete Abgang von Chris DiDomenicho und die damit verbundenen Unruhen, müsste ich Jörg Reber ein sehr gut geben. Für den Abgang der Kanadiers DiDomenico konnte er nichts. Wenn das Geld der NHL ruft, ist fast jeder Sportchef machtlos. Bei Trainer Scott Beattie sah dies indes anders aus. Ohne Not verlängerte der Verwaltungsrat und Jörg Reber den Vertrag mit einem in der NLA unerfahrenen Coach. Und mussten bitteres Lehrgeld zahlen. Die Arbeit für die kommende Saison wird für Reber ein Tanz auf der Rasierklinge sein. Welches Gesicht will er den Langnauern geben? Kanadisch oder eher skandinavisch? Mit der Verpflichtung von Antti Erkinjuntti setzte er ein Zeichen, welches wohl in Richtung skandinavischer Ausrichtung gehen wird. Dies ist auch der Arbeit von Heinz Ehlers geschuldet, lässt doch dieser ein eher defensives Spiel spielen. Was mir in der Mannschaft noch fehlt, ist ein Center, der das Spiel bestimmen kann. Obwohl die bisherigen Verpflichtungen gut sind, fehlt mir hier ein überzeugender, und zuverlässiger zwei Wege Center.

U22 Spieler im Fanionteam

Yannick – Lennart Albrecht spielte eine sehr gute Saison. Nicht nur konnte er in der Offensive Akzente setzen. Auch in der Defensive war er wichtig. Dies lässt sich an der +/- - Statistik indes nicht ablesen. Doch der junge Center, der auch Flügel spielen kann, steht hier in einer Entwicklung, die für einen Spieler in seinem Alter normal ist. Mit knapp 0.5 Punkten pro Spiel zeigte er, dass er als Center viel Entwicklungspotential hat. Unter Heinz Ehlers wird er noch viel lernen können.

Der Ausländer-Check

Ville Koistinen erfüllte seine Pflicht mit den Tigern. Er war nicht mehr so dominierend wie auch schon, konnte aber im Verlauf der Saison zulegen. Zu Beginn zollte er dem chaotischen System von Scott Beattie Tribut, um dann unter Heinz Ehlers besser zu werden. Er kann im Powerplay sicher noch zu legen, war aber für die Emmentaler hier wichtig.

Matt Lashoff kam für den in die NHL wechselnden Chris DiPietro. Eine faire Bewertung ist nicht möglich. Für einen Ausländer, der für die Relegationsrunde kam, genügte er den Anforderungen.

Eero Elo war die erwartete Verstärkung und setze seine Mitkonkurrenten auf den Ausländerpositionen unter Druck. Der Finne, welcher in 39 Spielen zum Einsatz kam, buchte 0.71 Scorerpunkte pro Partie und war massgeblich am Ligaerhalt der Tiger beteiligt. Die Vertragsverlängerung mit dem Publikumsliebling nur logisch.

Rob Schremp war für mich eine Enttäuschung. Er hat offenbar das Schweizer Eishockey unterschätzt und wurde aus dem Vertrag mit Langnau entlassen. Der Amerikaner konnte zwar 27 Punkte sammeln, war aber, wie befürchtet, defensiv unzuverlässig und oft überfordert.

Von Chris DiDomenico bin ich persönlich enttäuscht. Dies aus einem Grund: Ein Spieler, der in der entscheidenden Phase das Team verlässt um in der NHL zu spielen zeigt wenig Charakter. Natürlich kann ich seinen Entscheid nachvollziehen. Doch der bittere Nachgeschmack bleibt. Auf dem Eis erfüllte er die Erwartungen und war wieder der beste Punktesammler der Emmentaler.

Maxime Macenauer kam vom SC Bern und vermochte seine Vorzüge zu bestätigen. Er ist kein Blender oder Spielmacher. Er spielt Mannschaftdienlich, kann seiner Mannschaft Impulse geben und kann als Defensivcenter jede Linie stabilisieren.

Der Spieler der Saison

Alexei Dostoinov kam, sah und avancierte zu einem Teamleader. Der sensible Spieler wollte nicht mehr länger in der zweiten Liga in Russland antreten und wechselte ins Emmental. Dort traf er auf seinen alten Trainer, Heinz Ehlers. Ehlers wusste von Beginn an, an welcher Stelle er Dostoinov einsetzen würde. Und es zahlte sich aus. Dostoinov ist nicht ein Spieler der mit Punkten glänzt, ist aber sehr wichtig für die Chemie eines Teams.

Der Verlierer der Saison

Scott Beattie war als Headcoach in der NLA überfordert. Er konnte sich nicht richtig einbringen und Verstand es nicht, das Teams zu formen. Seine Absetzung war nur eine Frage der Zeit. Dass ihn Jörg Reber letztes Jahr trotzdem weiter unter Vertrag nahm, kann dem Sportchef angekreidet werden. Doch in der Euphorie des Ligaerhaltes würden auch andere Sportchefs einen Fehler machen. Ich kann Reber verzeihen.

Die Entdeckung der Saison

In der Eishockey Schweiz weis jeder, zu was Heinz Ehlers fähig ist. Dass er aber ein Team, welches keine Struktur hatte, in wenigen Spielen defensiv festigen konnte und weiter entwickelte erstaunte mich. Damit zeigte er, dass Sportchef Jörg Reber durchaus ein kompetitives Team zusammengestellt hatte. Wäre Ehlers von Beginn an an der Bande gestanden, hätten die Emmentaler die Play-Offs erreicht. Elf Punkte fehlten dem Tiger zu dieser zweiten Teilnahme. Im nächsten Jahr kann Ehlers dies erreichen. Der Kader bleibt fast unverändert.

Das Video der Saison

 

 

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