Tomatenvielfalt in der Schweiz

(Bildquelle: infoticker)

Schweizer Tomaten haben heute viel Geschmack und werden tendenziell kleiner und farbiger, denn die Gemüseproduzenten haben sich in den letzten Jahren auf neue und geschmackvolle Sorten spezialisiert. Einer, der diese Entwicklung im Tomatenanbau mitgemacht hat, ist der Zürcher Gemüseproduzent Walter...

Schweizer Tomaten haben heute viel Geschmack und werden tendenziell kleiner und farbiger, denn die Gemüseproduzenten haben sich in den letzten Jahren auf neue und geschmackvolle Sorten spezialisiert. Einer, der diese Entwicklung im Tomatenanbau mitgemacht hat, ist der Zürcher Gemüseproduzent Walter Leuzinger. In seinem Hofladen bietet er heute eine breite Palette an schmackhaften Tomaten an.

Im Tomatengewächshaus von Gemüseproduzent Walter Leuzinger auf dem Ankenhof in Oberengstringen wachsen verschiedenste Sorten: neben der noch immer beliebtesten Rispentomate gibt es die feinhäutige Berner Rose oder dunkle und gestreifte Sorten, die Peretti-Tomate für Salate oder Saucen, die Coeur de Boeuf oder die kleinen Dattel- und Cherry-Tomaten für Apéros. "Wir haben auch etwa 20 verschiedene alte Sorten, oft sind es nur ein bis zwei Pflanzen, aber so können wir heute ein breites Tomaten-Sortiment an Farben und Formen anbieten", erklärt Leuzinger.

Die Kunden kaufen aber nicht nur deshalb bei ihm ein, sondern auch wegen des Geschmacks. Leuzingers Tomaten werden nur reif geerntet - denn das macht, neben der Sortenwahl, den Geschmack aus. Ob die Tomate aus Hors-Sol-Produktion oder im Boden gewachsen ist, mache nichts aus, der Geschmack werde in der Tomate zusammen mit dem Reifeprozess aufgebaut, sagt Leuzinger: "Dann wenn sie rot werden, baut die Tomate ihre Aromastoffe auf. Deshalb haben unreif geerntete Tomaten aus dem Ausland auch weniger Geschmack, sie sind nicht am Zweig fertig gereift". Da Tomaten auch nach der Ernte nachreifen, sehe man es ihnen nicht an. "Bei uns im Hofladen hat aber jede Tomate garantiert Geschmack, und jede Sorte einen anderen", erklärt er lachend.

Im Direktverkauf muss man den Konsumenten etwas bieten

Der Gemüsegärtner Walter Leuzinger lebt vom Direktverkauf seines Gemüses und betreibt einen grossen Hofladen in Oberengstringen, ZH. Sein Ur-Grossvater hatte eine Blumengärtnerei, sein Grossvater begann 1918 mit dem Anbau von Gemüse im Raum Zürich. 1932 kaufte er ein Bauerngut in Oberengstringen, wo seither Zürcher Gemüse in bester Qualität angebaut wird, teilweise noch in den alten Gewächshäusern der 1930er Jahre. Diese gehörten damals zu den ersten in der Schweiz. Auf einem Hektar (ha) Freiland und 0,5 ha im gedeckten Anbau mit Bodenkultur baut Walter Leuzinger zusammen mit zwei Angestellten und seiner Frau heute bis zu 50 Gemüsesorten an, welche er in seinem Hofladen verkauft. Dies schätzen die Kunden und es entspreche dem Trend der Regionalität und Saisonalität, meint Leuzinger.

Seit Anfang der 90er Jahre lebt die Familie nur noch von der Direktvermarktung. Eine Spezialisierung wie bei anderen grossen Gemüsebaubetrieben ist in dieser Vermarktungsform nicht möglich. Walter Leuzinger sieht in seiner vielseitigen Produktion Vorteile: "Es erlaubt mir, schnell zu reagieren und ich kann selbst wählen, welche Sorten ich anbaue. Zum Beispiel auch mal eine Pro Spezie Rara Tomatensorte", sagt er. Auch produziere er seine Setzlinge selbst und verkaufe sie. "Die Kunden kaufen unsere eigenen Gemüsesetzlinge sehr gerne", meint Leuzinger. Er höre oft, die Qualität sei besser als aus einem Gartencenter. Ob es seinen Betrieb in dieser Form jedoch in 20 Jahren noch gibt, steht für Leuzinger in den Sternen - denn einfach sei es heute nicht, dem grossen Preisdruck und der Konkurrenz standzuhalten.

Geschmackvolles und spezielles Gemüse aus dem Hofladen ist beliebt

Alle paar Minuten fährt ein Auto auf den Hof und Kunden kommen, um sich im Hofladen mit dem täglich frisch geernteten Gemüse aus der Region einzudecken. Viele Kunden hätten ihn schon gefragt, ob Rispentomaten mehr Geschmack hätten als andere. Dies beantwortet Walter Leuzinger gerne und erklärt, dass dies nicht so sei. Dadurch, dass der Zweig riecht, habe der Kunde das Gefühl, die Tomate habe mehr Geschmack und sehe authentischer aus. Seine Lieblingstomate ist die Roma-Tomate: "Diese eierförmige, sehr aromatische und schnittfeste Tomate mag ich am liebsten", sagt Leuzinger. Wer bei Walter Leuzinger Tomaten probieren möchte, kauft am besten das Probierset mit zehn verschiedenen Sorten. Auch da bleibt der Gemüseproduzent innovativ und geht auf seine Kunden ein: er möchte ihnen eine Vielfalt bieten, die über das Standardsortiment eines Grossverteilers geht. Seine Romatomate ist natürlich auch im Probierset zu finden.

Enorme Entwicklung in der Tomatenproduktion der letzten 15 Jahre

Als Gemüseproduzent muss man immer innovativ sein. 1985, als Walter Leuzinger den Betrieb übernommen hat, fand man auf dem Markt nur wenige Tomatensorten. Damals hat man hauptsächlich darauf geachtet, dass die Sorte langlebig ist, also lange haltbar. Geschmack spielte eine Nebenrolle. Dann begann die Entwicklung, dass die Produzenten andere Sorten anbauten, ausprobierten und so neue Tomaten auf den Markt brachten. Und Geschmack wurde immer wichtiger: Mitte der 1990er Jahre kamen die ersten Cherry-Tomaten, dann die Peretti oder San Marzano-Tomaten. Und vor etwa 5 Jahren begannen die Produzenten, auch gelbe Cherry, Dattel-Cherry, Coeur de Boeuf, violette oder gestreifte Sorten zu produzieren.

Der Detailhandel machte mit und heute sind verschiedenste Farben und Formen nicht nur auf dem Märit sondern auch im Grosshandel erhältlich. Die neuen Sorten haben die normalen Tomaten ohne Zweig jedoch nicht vertrieben, sondern die Menge sei in den letzten zehn Jahren einfach gestiegen, sagt Leuzinger. Die Tomate ist neben der Karotte auch das beliebteste Gemüse der Schweizerinnen und Schweizer. Der Pro-Kopf-Konsum liegt in der Schweiz bei zehn,5 Kg (Tomaten inkl. Cherry-Tomaten).