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Wenn ein Eishockeytorhüter zum Minister wird

(Bildquelle: eishockeyticker)

Er war ein Torhüter, Anwalt, Parlamentsmitglied und ein Minister. Seine Position im Tor, wenn das Spiel beim Gegner war, war einzigartig. Seine Hand ruhte auf dem Stockende und sein Kinn auf der Hand. So studierte er das Spiel und machte sich dabei nicht nur Gedanken über dieses, sondern auch über...

In der heutigen Zeit würde Ken Dryden länger spielen und sicher den einen oder anderen Rekord brechen. Eine Saison aussetzen ohne zu spielen wäre kaum möglich und an der berühmten McGill Universität in Montreal könnte er nur mit einem Fernstudium teilnehmen.  Damals war dies kein Problem und so war denn der Torhüter einer der Eckpfeiler für eine der erfolgreichsten Mannschaften dieser Ära. Die Montreal Canadiens gewannen in diesem Jahrzehnt von 10 möglichen Titel deren 6. Und immer war Ken Dryden im Mittelpunkt. Wer war dieser Ken Dryden, wo kam er her und wo ging er hin?

Ken Dryden wurde am 8. August 1947 in Hamilton, Ontario geboren. Er wuchs in Islington auf welches damals ein Vorort von Toronto war. Wie sein 6 Jahre älterer Bruder spielte er bald Eishockey und fand, wie auch sein Bruder, seinen Platz als Torhüter. Im damaligen Amateur Draft im Jahre 1964 wurde Ken Dryden von den Boston Bruins gezogen und nur drei Tage später zusammen mit Alex Campbell an die Montréal Canadiens abgegeben. Im Gegenzug bekamen die Bruins Paul Reid und Guy Allen. Dieser Tausch sollte sich später als einer der grössten Irrtümer der Bruins herausstellen. Weder Allan noch Reid vermochten mit Boston zu überzeugen. Interessant war aber, dass Dryden erst 1970 von diesem Trade erfuhr. Er glaubte bis dahin immer, dass er von den Montreal Canadiens gezogen wurde.

Vorerst gegen Montreal entschieden

Ken Dryden hätte 1964 bereits für Montreal spielen können. Er aber zog es vor, sich an der Cornell Universität einzuschreiben und seinen Bachelor in Kunst und Geschichte zu erwerben. Dort spielt er im Universitätsteam und gewann 1967 den Titel in der NCAA mit den Cornell Big Red. Dazu kamen drei Siege in Folge in der ECAC. Dort konnte er in 81 Spielen 76 davon gewinnen. Der Aufstieg begann.

Dieser war zu Beginn eher holprig. Als Dryden 1969 an den Weltmeisterschaften in Stockholm für das Team Kanada nominiert wurde und dort spielte, bestand das Team Kanada aus reinen Amateuren. Damals waren die Spiele der Tschechoslowakei gegen Russland besonders intensiv. Ein Jahr zuvor schlugen die Russen einen Aufstand in Prag blutig nieder und die Rivalität der beiden Länder war extrem hoch. Kanada sah sich damals noch nicht veranlasst, ein Team mit NHL Spielern zu senden und dort um den Titel zu spielen. Alan Eagelson, damals Präsident der NHLPA, Agent und gleichzeitig auch im "Board of Governors" der NHL vertreten, wollte dies nicht. So schlossen die Kanadier in Stockholm die Weltmeisterschaften auf Platz vier von sechs teilnehmenden Ländern ab.

In der Saison 1970/71 spielte Dryden das erste Mal als Profi in der AHL. Gegen Ende der Saison bekam er einen Anruf von Montreal und spielte seine ersten sechs Spiele in der NHL und übernahm vom damaligen Stammtorhüter Rogie Vachon die Nummer eins für die Play-offs. Und gab sie dann, mit der Ausnahme der Saison 1973/74, nie mehr ab. In der Folge sollte Dryden 1973, 197 -1979 die Vezina Trophy und den Stanley-Cup gewinnen, wurde 1972, 1973-1979 in das All-Star Game eingeladen und spielte dabei 1973, 1976-1979 im ersten All-Star Team. 1971 bekam er als MVP die Conn Smythe Trophy.

Auch in der Nationalmannschaft eine Bank

Wie für Montreal war der begnadete Schlussmann für das Team Kanada eine wichtige Stütze. Er spielte in den Summit Series eine wichtige Rolle gegen Russland. Diesen ersten Direktvergleich der beiden ewigen Rivalen führte über acht Spiele. Je vier in den beiden Ländern. Am Ende sollten die Kanadier diesen ersten Vergleich gewinnen und als Sieger in ihr Land zurückkehren. Dies alles wäre wohl ohne Ken Dryden nicht möglich gewesen.

Nach dem Ken Dryden mit Montreal seinen ersten Stanley-Cup gewann, war auch die erste Vertragsverlängerung fällig. Da sich die beiden Parteien nicht einig werden konnten, entschied sich der Schlussmann dazu, ein Jahr auszusetzen. In dieser Zeit schloss Dryden an der renommierten McGill Universität das Studium zum Rechtsanwalt ab. Um diese zu erreichen musste er ebenfalls für eine Anwaltskanzlei arbeiten. Dies tat er bei Osler, Hoskins und Harcourt und konnte dort seine nötigen Artikel für das Erreichen des Patentes schreiben. Ein Jahr später unterschrieb dann Dryden einen Vertrag, der, für diese Zeit, sehr gut Dotiert war. Ab 1974 stand er wieder im Tor von Montreal. Und holte mit dem Team vier weitere Stanley-Cups.

Bereits 1983 wurde er in die Hall of Fame in Toronto aufgenommen und seine Nummer 29 wurde 2007 von den Montreal Canadiens zurückgezogen. Seine Nummer 1 bei den Cornell Big Red kam 2010 unter das Dach.

Der Rücktritt

Nach der Saison 1978/79 trat Dryden zurück. Fortan widmete er sich seiner Anwaltskarriere und seiner Weiterbildung. In der Folge konnte er neun Doktortitel von verschiedenen Nordamerikanischen Universitäten erwerben. Dazu schrieb er Bücher und wurde nach und nach wieder im Sport aktiv. Zuerst als Co-Kommentator im Fernsehen an den Olympischen Spielen, danach auch als General Manager der Toronto Maple Leafs.

Als er nach der Jahrtausendwende in die Politik einstieg, dachten wenige daran, dass er dort als Minister amtieren würde. 2004 war es dann nach den Wahlen so weit. Dryden wurde zum Minister über das Sozialwesen ernannt. In dieser Position vermochte er die verschiedenen Provinzen hinter sich zu einigen und die Kinderbetreuung und die vorschulische Ausbildung zu stärken. In den nächsten Wahlen wurde er bestätigt und war bis 2011 im Parlament.

Neben der Politik Unterrichtete er an der McGill Universität über die Zukunft Kanadas. Noch heute unterrichtet der unterdessen 68-jährige Dryden weit an der Universität. Mit seiner Frau Lynda zog er zwei Kinder gross und hat vier Grosskinder.