WWF-Studie: Kleinwasserkraft wird mit 400 Millionen Franken vergoldet

(Bildquelle: infoticker)

Eine Hochrechnung des WWF zeigt, dass rund zwei Drittel der vom Bund geförderten Kleinwasserkraftprojekte eine zu hohe Rendite ausweisen. Damit werden schätzungsweise 400 Millionen Franken Fördergelder verschwendet. Dieses Geld fehlt für neue Wind- und Solarkraftwerke, die ökologisch unbedenklich...

Eine Hochrechnung des WWF zeigt, dass rund zwei Drittel der vom Bund geförderten Kleinwasserkraftprojekte eine zu hohe Rendite ausweisen. Damit werden schätzungsweise 400 Millionen Franken Fördergelder verschwendet. Dieses Geld fehlt für neue Wind- und Solarkraftwerke, die ökologisch unbedenklich sind.

Für seine neue Studie "Vergoldete Kleinwasserkraft" hat der WWF Schweiz Daten aus 34 Projekten, in die er Einsicht hatte, ausgewertet. Die ermittelten Zahlen wurden auf die knapp 800 Kleinwasserkraftprojekte hochgerechnet, die sich in der Schweiz in der Pipeline befinden und bereits einen positiven Förderentscheid bekamen. Das Ergebnis erschreckt, denn bei den untersuchten Anlagen wurden bei über 60 Prozent der Anlagen Renditen von über 5 Prozent erreicht, teilweise sogar über 10 Prozent.

Renditen von mehr als 5 Prozent sind in Anbetracht des heutigen Zinsniveaus und der durch die Abnahmegarantie gesicherten Investitionssicherheit jedoch nicht gerechtfertigt. Auch der Bund visiert eine Rendite von 5 Prozent an. Eine grobe Hochrechnung im Hinblick auf alle Wasserkraftanlagen mit KEV-Zusage zeigt, dass der Bund die Kleinwasserkraftwerke mit ungefähr 400 Millionen Franken überzahlt und damit den Betreibern zu ungerechtfertigt hohen Gewinnen verhilft.

Je kleiner, desto rentabler

Die Folge der sprudelnden Fördergelder für Kleinwasserkraft: Es werden immer teurere und ökologisch problematische Werke an kleinen, noch intakten Flüssen und Bächen gebaut. Die meisten Kleinwasserkraftwerke sind aber für die Energiewende nicht relevant, denn sie funktionieren vor allem mit Schmelzwasser und produzieren daher hauptsächlich im Sommer, wenn sowieso ein Überangebot an Strom vorhanden ist.

Und ausgerechnet die kleinsten Anlagen bekommen die höchsten Vergütungen; sie weisen zum Teil absurd hohe Renditen von über 10 Prozent aus. Damit werden vollkommen falsche Anreize geschaffen und die Glaubwürdigkeit der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) leidet. "Deshalb braucht es zwingend eine Förderuntergrenze für die Kleinwasserkraft2, sagt Dani Heusser, Wasserkraftexperte beim WWF Schweiz. "Anlagen unter 3 Megawatt sollten nicht mehr gefördert werden".

Geld für 100'000 Einfamilienhaus-Solaranlagen Heute wird die Wasserkraft mit bis zu 25 Rappen pro Kilowattstunde gefördert. Damit zahlen wir für ökologisch bedenkliche Kleinwasserkraftwerke höhere Beiträge als für sauberere Photovoltaikanlagen, die weniger als 20 Rappen bekommen. Nächste Woche hat das Parlament die Gelegenheit, diesen Missstand zu korrigieren. 2Idealerweise sind die Maximalvergütungen auf 15 Rp/KWh festzulegen" sagt WWF-Fachmann Heusser. "Würde man die zu viel bezahlten 400 Millionen in die Förderung von Solaranlagen stecken, könnte man mehr als 100'000 typische Einfamilienhaus-Anlagen realisieren".

Das fordert der WWF

Je kleiner die Anlagen, desto stärker die Tendenz für zu viel Fördergelder. Die Wasserkraftbeiträge sind deshalb wie folgt anzupassen:

  • Beiträge begrenzen: Die Beiträge für die Wasserkraft sollten maximal 15 Rappen pro Kilowattstunde betragen, auf keinen Fall jedoch mehr als Beiträge für Photovoltaikanlagen.
  • Keine Anlagenvergoldung: Nicht mehr Fördergelder auszahlen als die Anlagen tatsächlich kosten.
  • Klare Kriterien: Keine Förderung von Wasserkraftanlagen unter 3 MW und kein Ausbau an intakten Gewässern.
  • Keine Giesskanne: Fokus auf Kraftwerkstypen und –standorte, welche die Umwelt möglichst wenig belasten. Zuerst bestehende Werke sanieren oder ausbauen.